Wege finde, wo (scheinbar) keine sind

Da war ich also kürzlich mit meiner Frau spazieren und sie machte mich auf ein Phänomen auf unserer Runde aufmerksam, an dem ich bis dahin immer vorbeigelaufen war. Ein Teil des Weges ist nicht zu sehen, wenn man davon noch weiter entfernt ist, obwohl man (scheinbar) die ganze Fläche einsehen kann. Geht man nicht weiter, hat man keine Chance zu erkennen, dass da tatsächlich der Weg weiter geht, obwohl zuvor wirklich alles sehr sicher danach aussieht, dass das nicht der Fall ist.

Das brachte mich natürlich zum Nachdenken und mir fielen manche Parallelen aus dem Beratungsalltag auf. Wie hätte ich mich verhalten, wenn ich nicht gewusst hätte, dass der Weg da weiter geht? Hätte ich mich getraut, einfach bis zum Ende der vermeintlichen Sackgasse zu gehen? Auch auf die Gefahr hin, dass der Weg, den ich dann hätte wieder zurückgehen müssen, länger gewesen wäre? Vielleicht nicht. Wie wäre das gewesen mit der Neugier darauf, was da am Ende der Sackgasse sein könnte? Kann ich ja von hier aus sehen: Was soll es da geben? Wiese halt. Dass da auch noch eine tolle Bank steht, auf der man ganz phantastisch den Sonnenuntergang genießen kann… wäre ich auf die Idee gekommen? Unwahrscheinlich.

Im Grunde ist das, was ich da erfahren habe, ganz unvermittelt ein Plädoyer für die Neugierde. Ein Windstoß unter die Schwingen des Ausprobierens. Ein JA! für das Hinterfragen von Angenommenem. Ein Statement gegen das Abgeklärte “Weiß ich eh schon“, das so oft wie ein Nachtgespenst vor Möglichkeiten herumtanzt und den Blick auf Wege versperrt und den Anschein weckt, als ob da keine sind.