Wahrnehmung und Wahrheit

Vor einiger Zeit sprach ich mit Interessenten für die Weiterbildung zum Integration Engineer. Das war sehr erhellend und machte mich (erneut) auf ein wesentliches Merkmal von Wahrnehmung aufmerksam.
Kurz, es ging darum, dass ich gefragt wurde, als was man dann später arbeitetet, wenn man die Weiterbildung zum Integration Engineer (auch Expert*in für Digitale Integration und Agile Arbeitsweisen) erfolgreich abgeschlossen hätte.
Eine Google Suche nach „Job Integration Engineer“ förderte als ersten Treffer direkt mehr als 150 Stellenangebote zutage und die Frage war beantwortet. Spannend!
Und das bringt uns zur Wahrnehmung…
Wahrnehmung muss effizient funktionieren.
Damit wir eine Chance haben die Informationen, die auf uns einstürzen angemessen schnell (man könnte auch sagen in endlicher Zeit) zu verarbeiten und unsere Handlungen darauf aufbauend auszurichten ist es notwendig mit Filtern zu arbeiten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Wahrnehmungsfiltern oder Wahrnehmungsheuristik.
Im Internet findet man folgende Definition:
„Heuristik bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit dennoch zu wahrscheinlichen Aussagen oder praktikablen Lösungen zu kommen. Es bezeichnet ein analytisches Vorgehen, bei dem mit begrenztem Wissen über ein System mit Hilfe mutmaßender Schlussfolgerungen Aussagen über das System getroffen werden“
Immer dann, wenn man etwas neues macht oder versucht in einem bekannten Bereich etwas anders oder neu zu gestalten führt das dazu, dass man besagter Filter überspringen oder mindestens korrekt adressieren muss, damit die Neuartigkeit dessen was man tut auch verstanden wird und keine Sortierung der Art: „Ja, wie was ich schon kenne nur in Grün“ sattfindet.
Wie das anfängliche Beispiel gezeigt hat reagieren Menschen außerhalb der Sphäre, in der die Rolle oder das Bild des Integration Engineers bereits bekannt war (Startup Szene, MINT Szene, Agile Szene etc.) sehr unterschiedlich.
Was einem, uns das sagen kann ist zugleich aber übertragbar: Alle Informationen die wir bekommen sind für sich alleine erst einmal nackt. Wir betten sie in Kontext ein und machen sie dabei für uns verwertbar. Nicht selten geschieht dies auf eine Weise (oder anders gesagt mit einer Heuristik) die primär dazu dient unsere Annahmen (nicht selten Ängste oder Befürchtungen) zu beweisen. Unsere Interpretation ist eingefärbt.
Um es mit einem Zitat aus dem Film Kong: Skull Island zu sagen: “Manchmal gibt es gar keinen Feind, bis man sich einen sucht.”
(Kong: Skull IslandJordan Vogt-Roberts 2017)